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Arbeitsproben: Redaktion

PR-Artikel zum Thema Légèreté

Légèreté beim Wort genommen

Führte das Wort "Légèreté" bis vor ein paar Jahren noch ein verstecktes Nischendasein in den Köpfen deutscher Reiter, schreiben es sich mittlerweile viele Ausbilder auf ihre Fahnen. Der französische Begriff ist nicht ohne Weiteres ins Reiterdeutsch zu übersetzen. Wer Légèreté wirklich verstehen will, braucht dazu aber ohnehin kein Wörterbuch, sondern vor allem ein feines Gespür für sich und sein Pferd.

Wie sagte es Francis Picabia so schön: "Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann". Also bitte einmal kräftig die Mähne schütteln und altgediente Vorstellungen in ihre komfortablen Schubladen verweisen. Die Aufwärmübung im "Grundkurs Légèreté" von Dagmar und Matthias Schwach heißt "Platz zum Selberdenken schaffen". Okay… Kopf frei? Schultern locker? Bequemer Sitz? Gutes Bauchgefühl? Dann kann's losgehen:

Lektion 1: Légèreté ist nicht nur eine Reitweise, sondern eine Weltanschauung

Zugegeben - dieser Einstiegstitel lässt so manche Augenbraue in die Höhe schnellen. Falls Ihnen das gerade ebenfalls passiert ist, lassen Sie die Braue ruhig noch ein wenig oben. Hingucken lohnt sich immer: Denn viel zu viele Légèreté-Publikationen verschleiern den Blick fürs Wesentliche - sei es durch techniklastige Diskussionen, durch schmuckvolle Kostüme oder durch philosophische Selbstergötzung. Mit allen diesen Dingen hat Légèreté zunächst einmal aber nichts zu tun.

Von seiner ursprünglichen Wortbedeutung her ist Légèreté in erster Linie nichts anderes als eine reiterliche Grundeinstellung, die sich - bei aller Friedfertigkeit - mit der einen oder anderen Grundeinstellung durchaus auch mal beißen kann. Ein zugespitztes Beispiel dafür ist die Grundeinstellung eines Reiters, der sein Pferd 23 Stunden am Tag in einer Box stehen lässt und es dann über Hilfszügel und Gebisse in eine vermeintliche Leichtigkeit zwingt.

Doch lassen wir das Bissige beiseite. Légèreté hat mittels ihrer Eigenschaft als Grundeinstellung auch viel mit einem selbst zu tun. Dagmar Schwach formuliert es treffend: "Du bist kein anderer Mensch, nur weil du mit einem Pferd arbeitest. Du bleibst auch auf dem Pferd der Gleiche wie im sonstigen Leben. Du entledigst dich durchs Reiten nicht deiner Stärken und Schwächen - im Gegenteil: Dein Pferd weiß besser als jeder andere darum." Somit bezeichnet Légèreté ein Stück weit auch die innere Größe, mit eigenen Schwächen und Stärken konstruktiv umzugehen. Ansatzpunkt ist in diesem Gedankenuniversum deshalb zuallererst die Arbeit des Reiters an sich selbst.

Ist Ihnen viel zu abgehoben? Okay - dann landen wir. Am besten gleich mitten auf dem Reitplatz: Wer hier in "Leistungsklassen" denkt, hat bei der Légèreté verloren. Oder trauen Sie dem Richter beim Dressurturnier in Ihrer Nachbarschaft zu, ein Auge für die Leichtigkeit zu haben, mit der ein gut ausgebildeter Haflinger piaffieren kann? Das Tragische: Selbst wenn er ein solches Auge hätte, könnte ihn das im schlimmsten Fall den Kopf kosten. Denn Leistungsklassen basieren a priori auf einem Systemraster, das nach festgelegten Kriterien bewertet. Solche Raster haben der Einfachheit halber ein großes Herz für "Einheitsgrößen" und lassen entsprechend wenig Raum für Individualität.

Womit wir noch ein Stückchen tiefer im Thema wären: Knüpfen wir an das obige Beispiel an, dann wäre Légèreté eine Art System, in dem Pferd und Reiter selbst die Maßstäbe setzen - für ihre Ziele ebenso wie für ihren Weg dorthin. Das ändert aber nichts am reiterlichen Anspruch, der allenfalls verlagert wird: weg vom Leistungsgedanken hin zum maximal möglichen Einverständnis zwischen Mensch und Tier. Dieses "Einsgewordensein" ließe sich - mit der gebotenen Vorsicht gegen alles, was auf einem Sockel steht - als "Kunst" bezeichnen.

Merken Sie es? Es wird immer heißer, denn wir befinden uns auf direktem Weg zum eigentlichen Kerngedanken: "Kunst" kommt von "Können" - und Können will gelernt sein. Doch wie in jeder Kunst lassen sich auch beim Thema Légèreté allenfalls Grundlagen vermitteln. Die eigentliche Kunst beginnt dort, wo Pferd und Reiter eins werden. Dazu gehört zuallererst ein großes Maß an Gefühl und Vertrauen und die Bereitschaft, beides zuzulassen. Das ist auf jeder reiterlichen Entwicklungsstufe möglich und lässt sich, eine solide Arbeit an der Basis vorausgesetzt, bis zur "Kunst" perfektionieren. Bedingung dafür ist jedoch eine feine Wahrnehmung: Und genau hier müssen die meisten anfangen zu lernen.

Im Wörterbuch für Sie nachgeschlagen

Légèreté:
Leichtigkeit im Sinne von "leichtes Gewicht"
Wendigkeit, Agilität
Leichtigkeit des Geistes
Leichtigkeit im Stil und in der Art, etwas zu tun

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